„Retro“, was heisst das eigentlich genau?
Bei Google liest man dazu folgendes: „Retro“ bezieht sich auf Dinge, die in der Gegenwart hergestellt werden, aber das Design oder den Stil vergangener Zeiten imitieren. Dies bedeutet, daß „retro“-Gegenstände eine moderne Interpretation eines alten Stils darstellen können.
Hier hätten wir eine Gruppe von Möpsen „im alten Stil“ - und ein Retromops ist demzufolge ein in der Gegenwart gezüchteter Mops, welcher die Vertreter von „Möpsen im alten Stil“ imitieren, heisst abbilden.
Vergleicht man diese Möpse mit dem Bild von Toffee erübrigen sich fast die Worte, denn allzu offensichtlich ist die dicke Rolle über dem fanglosen Nasenrücken, die kaum erkennbaren Nasenlöcher, die reichlichen und pflegebedürftigen Hautfalten und das große, sehr prominente Auge mit dem runden Schädel, welcher für das so sehr erwünschte „Kindchenschema“ steht.
Eine Karikatur eines gesunden Mopses mit seiner der Rasse entsprechenden Sportlichkeit - und das sind diese überzeichneten Möpse von ihrem Geist und in ihrer Seele her auch heute noch!
Was die Sache umso trauriger macht, wenn man weiß, daß der Körper gefangen ist durch eine stark eingeschränkte Atmung, in viel zu viel loser Haut gepackt, mit mangelndem Platz für ein vollständiges und korrektes Gebiss, der fehlenden Möglichkeit der Hunde mit Hitze klar zu kommen, das ungewollte Schnarchen, aufgrund eines viel zu langen Gaumensegels.
Dennoch kenne ich genügend Standardmöpse, welche tatsächlich sehr, sehr alt werden - an der grundsätzlichen „Robustheit“ scheitert es bei dieser Rasse also offensichtlich nicht!!!!
Fragt man allerdings genauer nach, dann haben diese Hunde in aller Regel schon mehrere Operationen hinter sich gebracht, das da sind beispielsweise die Erweiterung der Nasenlöcher und die Kürzung des Gaumensegels, um die ganz klassischen Baustellen zu benennen. Und man sollte deshalb auch eher gut situiert sein, denn diese Operationen verschlingen doch ganz schnell ein paar Tausender - nicht umsonst raten die Züchter zu einer guten Krankenversicherung für diese Hunde…
Der Begriff „Retro“ ist allerdings nicht geschützt und demzufolge kann jeder Züchter, Händler oder Vermehrer seine Nachzucht aus einem Mops als sogenannten „Retromops“ anbieten und allzuoft werden solche Verpaarungen rein nach „gusto“ und ohne Plan und Ziel durchgeführt, frei nach dem Motto: 1 + 1 wird schon 2 ergeben.
Bestes Beispiel ist der sogenannte „Frops“, eine Mischung aus Mops und französischer Bulldogge. Man nehme eine Hund mit Fang (französische Bulldogge) und einem einigermaßen zum Mops passenden Körperbau und zusammen mit dem Mops „wird´s der Herr schon richten“ und es kommt ein gesunder Retromops heraus.
Oder vielleicht doch nicht?
Googelt man unter „Erbkrankheiten der französischen Bulldogge“ erscheint an erster Stelle folgende Aussage: Französische Bulldoggen leiden aufgrund von Überzüchtung an einigen Erbkrankheiten wie Atemnot oder Gelenksproblemen.“ Aufgeführt werden als „Top 10“ der Erkrankungen: Von Willebrand (Blutgerinnungsstörung), Achondroplasie (Kurzbeinigkeit), BRACHYZEPHALIE (runder, stark verkürzter Kopf), Schilddrüsenerkrankungen, verstopfte Analbeutel, HD, ED, Patellaluxation, Megaösophagus (erweiterte Speiseröhre mit mangelnder Muskelausprägung und in Folge dessen wird das Futter erbrochen) und als letzter Punkt eine Verkrümmung der Wirbelsäule.
Es gehört noch nicht einmal genetisches Fachwissen dazu, sondern alleine der gesunde Menschenverstand reicht aus um zu erkennen, daß man aus einem Mops, verpaart mit einer französischen Bulldogge auf keinen Fall gesündere Möpse erwarten kann, da die gesundheitlichen Baustellen beider Rassen sich deutlich in sensiblen gesundheitlichen Bereichen überschneiden und eine Verbesserung einer gesundheitlichen Situation dadurch alleine bereits ausgeschlossen ist! Und dennoch fällt der „Frops“ unter die Bezeichnung Retromops - wie es auch bei vielen anderen „Designerdogs“ der Fall ist, wo der Name beider Rassen zu einem einzigen Namen verquickt wird.
Auch Verpaarungen mit Chihuahua ´s (Chi) waren eine Zeitlang nicht unüblich und hier sind es ebenfalls bereits die augenscheinlichen Merkmale des Chihuahua ´s, welche eine sinnvolle Verpaarung ad absurdum führen: der runde Kopf mit der Gefahr von offenen Fontanellen beim Chi verbessert den Mopskopf in keinster Weise und der schmale und spitze Fang passt nicht in das Mopsprofil!
Wie auch beim Mops besticht der Chi durch ein rundes und deutlich hervortretendes Auge, ein Makel, den man beim Mops versucht zu verhindern! Schon rein körperlich passen der Chi und der Mops nicht zusammen und verpaart man beide Rassen untereinander, darf man tatsächlich keine sinnvolle Verbesserung erwarten und einen Retromops, wie er in den alten Bildern vorgestellt wurde, darf man hierbei erst recht nicht erwarten.
Verkauft wird allerdings auch deren Nachzucht gerne als „Retromöpse“…
Das Fazit lautet, daß nicht unbedingt „Retro drin steckt, wenn Retro drauf steht“, um es einmal mit einer kleinen Wortspielerei auszudrücken.
“Retro“ kommt dann heraus, wenn unter genauen, kynologischen Abwägungen eine Fremdrasse gesucht wird, welche nachweislich die Baustellen des Mopses verringert OHNE weitere Baustellen zu generieren oder beizubehalten und im Ergebnis eine Nachzucht erwarten lässt, welche dem gesunden Mops, welchen es vor Jahrzehnten gab, eine Renaissance verschafft: ein sportlicher, agiler und gesunder Mops mit Fang und ohne Falten!
Und daß man das, was jahrzehntelang im Negativen betrieben wurde, nicht von heute auf morgen verändern kann, liegt auf der Hand!
Allerdings arbeitet die Züchtergemeinschaft der Retromöpse bereits seit mehr als zehn Jahren an dem Ziel, einen seriösen Retromops zu züchten, mit allen erforderlichen gesundheitlichen Untersuchungen und unter Berücksichtigung der kynologischen Anforderungen und stellt man diese züchterischen Ergebnisse den Möpsen aus dem vorigen Jahrhundert gegenüber, dann lässt sich gut erkennen, daß der Weg eindeutig von Erfolg geprägt ist.